Servus Eishockeyfreunde,

Am vorletzten Freitag war es endlich soweit: Das erste Heimspiel der neuen Saison stand auf dem Programm und es versteht sich von selbst, dass wir da vor Ort waren. Dummerweise musste ich die Vorbesprechung in unserem Stehausschank absagen, weil ich schon einen Tag später eine weite Reise vor mir hatte. War jetzt auch kein Beinbruch, denn der Willi und der Lenz haben meine Ration übernommen. Unsere Wirtin hat gemeint, ich dürfte auch auf ein Schorle vorbeischauen, das würde es auch ohne Alkohol geben, aber ich habe abgelehnt, weil den anderen zuschauen, nein, das war dann doch keine Option.

Wir trafen uns am Bahnhof und es war nicht zu übersehen, dass die Vorbereitung auf die neue Spielzeit dem Willi und dem Lenz einiges abverlangt hat. Mit einem fröhlichen „Saufen für die Play-Offs“ bestiegen wir die Bahn und zogen ins Mekka für Eishockey-Fans.

International spielen, ja das hat was! Diesmal kamen die Graz 99ers. Das ist ja lustig, da spielen jetzt Augschburg 98 gegen Graz 99, gab ich zum Besten und erhielt als Antwort ein aufmunterndes „du bisch immer no der gleiche Depp wie in der letzten Saison“. Schön euch alle wieder zu sehen, dachte ich mir und ignorierte diese Anfeindung. Das Spiel startete und der Willi weilte noch am Bierstand und was soll ich sagen, nach zwei Minuten schepperte es zum ersten Mal im Kasten der Gäste. Von oben hörte man ein leises Fluchen vom Willi, der wieder mal ein Tor verpasst hatte. Manche lernen es nie!

Der AEV beherrschte das Spiel und die Tore fielen zwangsläufig. Zu schwach waren aber auch die Ösis. Besonders gefreut hat es mich, dass der Gabi und der Hafenmeister getroffen haben. Da könnt ihr sehen, wir haben wieder ein paar gute Männer geholt, bemerkte ich und zustimmendes Nicken bestätigte meine Theorie. Dieses wich aber schnell, denn mit meiner Aussage, die Mannschaft könne Meister werden, stand ich relativ einsam da. Nur das Julchen stimmte mir zu und meinte, so soll es sein. Ernsthaft dran glauben tut sie aber wohl auch nicht.

Leider waren nur wenige Zuschauer da, aber die bekamen dafür ordentlich was geboten. Der AEV kombinierte nach Herzenslust und es war wirklich schon zum anschauen. Das Tüpferl auf dem i war, dass der Ben Meisner ohne Gegentor blieb. Ist der eigentlich zu Kardinal Meisner verwandt, fragte der Schorle. Eine wohl nicht ganz ernst gemeinte Frage, aber der Ben dürfte seinen Spitznamen weg haben.

Zufrieden – und ausnahmsweise mal vollkommen klar in der Rübe – ging es direkt nach dem Spiel nach Hause. Ein Zustand, dem in nichts abgewinnen kann und der sich vermutlich auch nicht wiederholen dürfte. Aber manchmal geht es halt nicht anders.

Tags darauf ging es dann in den lange geplanten Urlaub an den Gardasee. Ausgerechnet am Samstag, wo doch die Panther in Kaufbeuren ihre Aufwartung machten. Wenn ich in den letzten Jahren eines gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass Kaufbeuren der Erzrivale ist und dass da immer was geboten ist. Wochenlang grübelte ich, wie ich dieses Spiel in meine Reise einbauen könnte und, ihr könnt es euch schon denken, ich habe einen Weg gefunden.

Sehr schnell konnte ich meine Thea davon überzeugen, dass es an diesem Stauwochenende sinnvoll wäre, erst am Nachmittag zu fahren und dann die Autobahn zu meiden. Die Fahrtroute ging über Augsburg, Landsberg, Garmisch, Brenner, Neumarkt (Europapokalsieger) und dann Gardasee...

Schon im Vorfeld haben wir in der Schreinerei darüber gegrübelt, wie man einen „Zwangsaufenthalt“ in Kaufbeuren erreichen könnte. Der Yussuf, der alte Fuchs, hat gemeint, er könne mir da helfen. Ich müsse ihm nur blind vertrauen und pünktlich in Hurlach die von ihm gefertigte CD einlegen – und genau das habe ich gemacht. „Achtung Autofahrer, schwerer Unfall zwischen Landsberg und Schongau“ dröhnte es aus dem Radio, „bereits jetzt staut es sich über sieben Kilometer, bitte umfahren Sie großräumig“. Die Thea hat noch gemeint, der Sprecher von Antenne Bayern klingt wie der Yussuf, was ich mit einem ja so ein Schmarrn abtat. Wir fahren über die Lindauer Autobahn, dann kommen wir auch Richtung Italien.

Vollkommen unerwartet meldete sich wieder der Verkehrsfunk: „Achtung Autofahrer ein Geisterfahrer...“ Sofort verstand ich was zu tun ist: Du, wir fahren runter von der Autobahn, sicher ist sicher. Und was soll ich sagen, schon waren wir in Kaufbeuren. Ich muss schon sagen, der Yussuf ist ein schlauer Hund, der hat jetzt echt einen gut.

Du Thea, wenn wir schon da sind, vielleicht machen wir ja eine Pause und warten bis sich der Verkehr beruhigt hat. Thea stimmte ein und wir bogen auf den ersten Parkplatz ein. Hm, lauter Augsburger Kennzeichen, stellte Thea fest. Was ist denn da los? Spielen da nicht die Panther, fragte ich vollkommen ahnungslos. Und noch ehe die Thea reagieren konnte waren wir im Stadion. Hat ihr nicht wirklich gepasst, aber das kriegen wir schon wieder hin...

Bereits vor dem Spiel wurde mir deutlich vor Augen geführt, wie sehr sich die beiden „Fanlager“ mögen. Da hat es mal so richtig gekracht und eigentlich hatte ich da schon keine Lust mehr auf das Spiel. Da hauen die sich derartig auf die Nuss, dass dir wirklich Angst wurde. Leute das muss, das darf einfach nicht sein. Wir sind beim Eishockey und nicht beim Fussball. So sehr ich die Jungs mit ihren Choreos und Liedern eigentlich mag, das was da in Kaufbeuren war, das geht einfach gar nicht! Zum Fremdschämen war das.

Das Spiel selbst geriet zur Nebensache und ist schnell erzählt: Zwei vom eigenen Nachwuchs waren mit dabei und die haben ihre Sache auch richtig gut gemacht. Den Sternheimer Marco habe ich ja bei der DNL schon gesehen und gewusst, dass der das drauf hat. Aber auch der David Farny hat mir gut gefallen. Da könnten wieder zwei Augschburger den Sprung schaffen. Noch nicht heuer, aber vielleicht nächstes  oder übernächstes Jahr. Die Jungs gehen ihren Weg.

Im Tor stand nicht Genosse Putin, sondern der Kardinal und der hat seine Sache gut gemacht. Der Trainer hat ein paar unserer Jungs geschont, was unserer Dominanz keinen Abbruch tat. Zu groß war der Klassenunterschied. Von Beginn an kontrollierte der AEV die Rot-Gelben und wenn mal was auf unser Tor kam, dann erledigte das eben der Kardinal. So stand am Ende ein ungefährdeter Sieg, bei dem vor allem ein paar Neue herausstachen: Mike Davies und Evan Trupp, aber auch Mark Cundari wussten voll zu überzeugen. Es scheint, da haben wir eine richtig gute Truppe am Start.

Leicht verärgert ob der völlig überflüssigen Nebengeräusche setzten wir unsere Urlaubsreise fort, die uns ohne weitere Geisterfahrer oder Staus direkt an den Gardasee führte. Beide waren wir glücklich: Die Thea, weil sie endlich am Ziel ihrer Träume war und ich, weil ich meine Thea so glücklich machen konnte.

Tja Leute, zwei Mal zu Null, ich kann beruhigt in den Urlaub fahren. In Dornbirn, da müssen die Panther das ohne mich hinkriegen, da kann ich beim besten Willen nicht anreisen. Aber zum Heimspiel gegen die Eidgenossen, da bin ich wieder dabei. Und trinken darf ich dann auch wieder was. Wir sehen uns doch, oder?

Euer Raffi aus Freihalden